Kategorie: Patrick Cierpka

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Werke von Patrick Cierpka wie das offene Objektiv einer Kamera aussehen, die eine enorme Menge an Licht einfängt. Sonnenschein und Farbe spielen miteinander, erscheinen auf wasserähnlichen Oberflächen, gehen durch das Geäst von Bäumen, verdrehen sich in diffusen Perspektiven. Die Motive in den Bildern sind meist figurativer Natur, erscheinen dem Betrachter aber auf abstrakte Weise.
Es gibt kein Oben oder Unten und der Betrachter ist eingeladen, in eine Erfahrung fernab von Raum und Zeit einzutauchen: Die Zeit scheint stillzustehen, der Raum existiert nicht.
Mit einem starken Einsatz von Farbe gelingt es dem Künstler, Szenen zu schaffen, die in ihrem Ursprung unnachahmlich erscheinen. Im Mittelpunkt seiner Werke stehen immer schillernde Momente, die im Auge des Betrachters aufblühen. Es ist Sommer. Ich liege auf einer Wiese, neben mir eine Waldlichtung. Dann öffne ich die Augen nur ganz kurz, nur einen Spalt - und genau dieser Moment fasziniert mich. Diesen Moment möchte ich in meinen Arbeiten darstellen", sagt Patrick Cierpka. Genau ein solcher realer Moment legte den Grundstein für die Naturlichtserie. Beim Betrachten dieser Werke verfestigt sich das Clair Obscure auf der Netzhaut und bleibt, wenn man sich vom Kunstwerk abwendet, im Fokus. Der große Kontrast wird durch die verschwommenen Farben und das gleißende Sonnenlicht gebildet. Die polychrome Situation bricht auf, das strahlende Weiß geht langsam und zart in einen wohltemperierten Farbton über und dominiert den inneren Bildausschnitt. Der Betrachter wird an das Erlebte erinnert - das Funkeln und Schimmern der Sonnenstrahlen durch die Äste und Zweige der Bäume, die Reflexion des Lichts auf dem Wasser, das eingefangene "Jetzt", der flüchtige Moment des Glitzerns und Funkelns, der wieder gegenwärtig wird.
Wir alle haben die Erinnerung an einen solchen Moment gemeinsam. Der Kontext ist jedoch für jeden von uns anders und einzigartig. Wo waren wir, als wir diesen Moment erlebten, mit wem waren wir zusammen, was geschah unmittelbar davor und danach - waren wir glücklich oder nicht? Die Naturbeobachtung wird zu einem partiellen, fragmentarischen Auslöser für unsere eigenen Erinnerungen und Gefühle. Es entsteht eine konzeptionelle Verschiebung, die das Bild und den dargestellten Gegenstand von sich selbst trennt und abstrahiert. Der durch das Motiv ausgelöste Gedanke tritt an dessen Stelle und gibt uns die Freiheit der absoluten Abstraktion, weil er in die Erinnerung und die Gedanken übertragen wird.

 

Vita

Lernen Sie Patrick Cierpka hier im Interview kennen!

 

Künstlerportrait: Courtesy of the artist

Patrick Cierpka

    Wie die Linse einer Kamera - Patrick Cierpka

    Mit Acryl und Öl bannt Patrick Cierpka Momentaufnahmen, kleine Exzerpte einer Betrachtung, auf die Leinwand. Einige seiner Werke zeigen das Spiel des Wassers und der Wellen mit einer künstlerischen Virtuosität, die die Freude am Betrachten der Natur bei Sonnenschein hervorruft.

    Sowohl bei Tag als auch bei Nacht fängt Patrick Cierpka flüchtige Momente ein, weiß Licht und Sonnenschein mit Farbe darzustellen und versetzt uns in wohlige Erinnerungen. Neben dem Wasser beschäftigt sich der Künstler in seinem Œuvre immer wieder mit dem Blick gen Himmel, durch das Geäst der Bäume hindurch, geblendet vom Licht der Sonne. Dieser Lichteinfall wird wie durch eine offene Kameralinse festgehalten und versetzt uns gedanklich an einen warmen Frühlingstag, auf dem Rücken im Gras liegend und in die Sonne blinzelnd.

    Reale Naturmomente finden in abstrahierter Malweise ihren Weg in die Bildwelten, die visuelle Erfahrungen wiedergeben und vielschichtige Assoziationen bei den Betrachtenden hervorrufen: das Funkeln und Leuchten von Sonnenstrahlen durch die Äste und Zweige von Bäumen, die Reflexion von Licht auf dem Wasser, das eingefangene "Jetzt", der flüchtige Moment des Flimmerns. In lasierendem Auftrag werden die Farben überblendet, stehen in direkter Gegenüberstellung mit weißem, gleißendem Licht, während der Stillstand der Zeit eingefangen scheint. Patrick Cierpka zieht uns mit seinen leuchtenden, hypnotisierenden Momenten malerischer Unschärfen in den Bann.

    Patrick Cierpka studierte bei Karl Horst Hödicke an der Universität der Künste und glänzte als Meisterschüler der Malereiklasse, heute lebt und arbeitet er in Berlin. Die Inspiration und Bildfindung der eigenen Arbeit beschreibt er mit den Worten: "Es ist Sommer. Ich liege auf einer Wiese, neben mir eine Waldlichtung. Dann öffne ich die Augen nur ganz kurz, nur einen Spalt – und genau dieser Moment ist es, der mich fasziniert. Den will ich in meinen Werken abbilden."

      Patrick Cierpka, FOLGE, 2020, Acryl und Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm
      • MAG.LA Patrick Cierpka Galerie Lachenmann Art

        My favourite - Art spotted ›GESTERNMORGEN II‹ by Patrick Cierpka

        In der neuen Rubrik ›My favourite - Art spotted‹ stellen unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Galerie Lachenmann Art ihre Lieblingsarbeiten vor. Welchem Werk würden wir selbst gerne ein Zuhause geben? Warum begeistert es uns und was löst es in uns aus?

        Die Reihe beginnt heute mit Julia aus der Galerie in Konstanz. Patrick Cierpkas ›GESTERNMORGEN II‹ hat es ihr besonders angetan: weiter lesen...

      • MAG.LA Patrick Cierpka Galerie Lachenmann Art

        Behind the Scenes - Meet Patrick Cierpka

        Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen und lernen Sie Patrick Cierpka kennen!

        Was bedeutet Licht für Dich? Licht ist unter anderem Inspirationsquelle für meine Arbeiten.

        Ist das Licht an oder aus, wenn Du schläfst? Aus!

        Woher nimmst Du Deine Inspiration?
        Über die Zeit aus einer Ansammlung von Eindrücken und Erfahrungen, aus dem Alltag und über besondere Momente.

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