Kategorie: Justine Otto

Die in namhaften Museen und Sammlungen vertretene Künstlerin Justine Otto studierte an der Städelschule in Frankfurt bei Prof. Michael Krebber. Auf der Suche nach der materiellen Auflösung eines imaginierten inneren Bildes erschafft sie auf der Leinwand neue Bildwelten. In ihren figurativ-abstrakten Arbeiten zeigt Sie einen neuen Umgang mit der Oberfläche und der malerischen Materialität.

Die szenischen Sujets der Künstlerin erzählen Geschichten, die in einer Farben- und Formenwelt explosionsartig auf Leinwand gebannt werden. Justine Otto kreiert eine unerbittliche Realität, die in unserer Gegenwart voller Ungewissheit und Hoffnung einen Nerv trifft. 

Zentrales Thema ihrer Werke ist die Gefühlswelt: die Handlungen ihrer Figuren sind meist rätselhaft, ihre Mimik und Gestik geben keine Auskunft über die dargestellte Szene, sondern verstärken im Gegenteil die Unsicherheit des Betrachters. Ihre Werke ziehen uns Betrachter in ihren Bann, weil sie sich einer einfachen Interpretation verweigern, die gewählte Vagheit eröffnet unendlich viel Raum für Interpretationen und fängt mit ihrer Offenheit unseren neugierigen Blick ein. 

Justine Otto wurde in Zabrze (Polen) geboren, studierte an der Städelschule Frankfurt am Main und schloss 2003 als Meisterschülerin in freier Malerei ab. 
Im Jahr 2014 erhielt sie den Emerging Artist Prize der Phillips Collection in Washington D.C. 
Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, u.a. in der Berlinischen Galerie, der Kunsthalle der Hypo Kulturstiftung in München, der Neuen Galerie Gladbeck, dem Museum Abtei Liesborn, der Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg, dem Jelzin-Zentrum in Jekaterinenburg, dem Museum Franz Gertsch in der Schweiz, dem Goethe-Institut in Washington D.C. und vielen mehr.

 

Vita

 

Künstlerportrait: Courtesy of the artist

Justine Otto

Verfügbare Arbeiten

Farbe feiern - Justine Otto

Die in namhaften Museen und Sammlungen vertretene Künstlerin Justine Otto zeigt in der Ausstellung Wunderwelten (2017, Lachenmann Art Konstanz) eine Portraitreihe, die in der Fernsicht teilweise überraschend mimetisch wirkt, in der Nähe jedoch in gleichem Maße durch drastische und wilde Pinselführung abstrakt gebrochen wird und die als Protagonistin immer wieder dasselbe Mädchen zeigt.

Die Form des Portraits begleitet Justine Otto in ihrem Schaffen schon seit über zehn Jahren. Nach einer Schwerpunktverschiebung auf szenische Sujets kehrt sie mit der hier präsentierten Serie, die Anfang 2016 entstanden ist, zu dieser Darstellungsform zurück. Hier zeigt sich ein neuer Ansatz im Werk der Künstlerin; lag der Fokus älterer Portraits auf Realitätsnähe und Ausarbeitung des Inkarnats, so erfahren heute die Farbigkeit und der Duktus an sich eine viel größere Bedeutung. Der gewählte Untergrund bietet im Gegensatz zur Leinwand die Voraussetzung eines unnachgiebigen Materials, welches dem Werkzeug ausreichend Widerstand entgegensetzt, um Strukturen und Verläufe anders zu kreieren und Schattierungen durch das Abtragen oder Lösen von Farbe zu erzeugen. Die Malerei auf glattem Untergrund stellt die Farbe und ihre Beschaffenheit in das Zentrum, auch das Element des Zufalls gewinnt im Zuge dessen an Bedeutung; der Farbauftrag ist freier und dient weniger der inhaltlichen Verstärkung des Motivs, als vielmehr der Zelebrierung seiner eigenen malerischen Varianten.

Bei etwa der Hälfte der Portraits ziert ein deutlich sichtbarer Duktus, sowie wässrige Farbschlieren, Tropfen und Risse schmuckvoll die Haut des Mädchens, wobei die Farbe stets innerhalb einer realen Körperform existiert und diese dadurch naturnah konstituiert.
In den drei anderen Werken der Serie zeigt sich die Farbe explosionsartig von der Form befreit; Grenzen von Kopf zu Hals und Schultern sind teils nur schemenhaft durch den Farbvorhang zu erkennen. Die Pinselführung ist hier roh, experimentell und spielerisch, die Farben ziehen Kreise, bilden blasse, halbtransparente Schlieren und intensiv deckende Felder — alles findet selbstverständlich nebeneinander statt und verschmilzt zu einer Einheit.

Der Zusammenhang zwischen dem Ausdruck des Mädchens und der Farben- und Formenwelt, aus der sie besteht oder in die sie sich auflöst, bleibt offen. Trägt das Mädchen ihr Inneres nach außen und somit ihre Gefühle für jeden sichtbar auf ihrer Haut? Träume und Wünsche aber auch Zweifel und Unsicherheit in der Gefühlswelt des Mädchens auf dem Weg zur Frau spiegeln sich in den vielseitigen Farben und Strukturen wider.
Oder sind die menschlichen Züge nur eine Spielart des wilden Farbauftrages?
Justine Otto erzählt die Geschichten nie zu Ende, sie schafft es aber, eine faszinierende Lebendigkeit und packende Emotionalität, sowohl in den Augen der jungen Gesichter —deren magischer Blick fesselt, weil er ausdrucksstark und klar, aber doch gänzlich geheimnisvoll ist — als auch in den abstrakten Passagen malerisch einzufangen.

Der Portraitserie, in der sich die Farbe selbst feiert, wohnt der Übergang von figurativer zu abstrakterer Malerei inne und markiert so einen markanten Wendepunkt im Œvre von Justine Otto. — Christina Wigger

Impressionen

Justine Otto Galerie Lachenmann Art
Justine Otto Galerie Lachenmann Art
Justine Otto Galerie Lachenmann Art