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›Jardin Japonais‹ 19/03/2022—18/05/2022

›Jardin Japonais‹ 19/03/2022—18/05/2022

     

    Konstanz 19/03/2022—18/05/2022

    Die Gemälde des in Berlin lebenden Künstlers Lars Teichmann laden uns ein, einen Spaziergang durch eine neue Bildwelt zu unternehmen und entführen uns mit der Thematik der Geisha in eine verzaubernde, und zugleich ausdrucksstarke Umgebung. Pastellfarbe Flächen schmiegen sich an konturierte schwarze Umrisslinien, Figuren personifizieren sich über eine farbliche Absetzung zum monochromen Hintergrund und treten in ihrer überlebensgroßen Erscheinung in direkte Kommunikation mit den Betrachtenden. Die weißen Leerstellen der Gesichter bleiben hierbei undefinierte Momente der Körper, über welche wir unseren subjektiven Empfindungen und Assoziationen in uns vertraut wirkende Darstellungen projizieren.

    Die Reduktion der Darstellungsmittel und Kompositionen orientiert sich bei Lars Teichmann meist an kunsthistorischen Zitaten, die sich zunächst unbewusst einschreiben. Als Inspirationsquelle seiner neuen hier gezeigten Arbeiten nutzt Lars Teichmann die japanische Druckgrafik, schafft somit die Übersetzung einer alten Tradition in die Gegenwart und legt den Fokus der Darstellungen auf das Wesen und den Charakter der Erscheinung. Besonders die colorierten Drucke des 18. Jahrhunderts schreiben sich hierbei ein. Das Fehlen von Licht- und Schatteneffekten sowie der Verzicht auf eine klassische perspektivische Wirkung gelten als signifikante Mittel dieser Technik Grafiken. Eine Illusion von Tiefe wird dabei durch die Überlagerung einzelner Elemente geschaffen, deren Ausführung stets auf kleine Formate beschränkt blieb und durch Lars Teichmann in einer zeitgenössischen Manier in großformatige Bildmomente übersetzt wird.

    Auch wenn sich der Künstler wiederholt an Momenten der Vergangenheit orientiert und sich somit als Kenner der Kunstgeschichte beweist, spielt er bewusst mit der Anregung des kollektiven Gedächtnisses. Die Gemälde sind mit Themenwelten angereichert, die in jedem Betrachter Erinnerungen, Assoziationen und subjektive Gedankenspiele wecken. Für den Künstler stellt die „Wiederbelebung einer Assoziation“ einen Mehrwert für ein Gemälde dar, da der Betrachter einen Reiz erhält, welcher im Körper weiterarbeitet und somit einen hohen Grad der Wiedererkennung mit weitem Interpretationsspielraum innehat.

    Die Serie der japanischen Arbeiten, in welcher sich wiederholt das Motiv der Geisha findet, beweist sich als besonders interessant in Hinblick auf ikonographische Referenzen und seine charakteristische Darstellungsweise. Die Geisha als Unterhaltungskünstlerin, Bewahrerin der japanischen Tradition, gebildete Frau von Anmut und Kennerin der Künste zeigt sich hier als bekanntes Thema. Für den Künstler ist dabei besonders faszinierend, dass die Kultur Japans auch im frühen 20. Jahrhundert Einzug in den westlichen Kulturkreis erfuhr und viele der asiatischen Sujets und Motive bereits Teil des kollektiven Gedächtnisses wurden. Lars Teichmann entführt uns mit seinen Arbeiten in die Auseinandersetzung mit einem traditionellen Thema, welches der Künstler aktualisiert und ins Zeitgenössische übersetzt. Seine Werke changieren stets zwischen Figuration und Abstraktion, fordern den Betrachter somit aktiv heraus und sensibilisieren uns für eine Eigenleistung der Wahrnehmung.

    Auch das Kabuki-Theater der japanischen Edo-Periode nutzt Lars Teichmann als Quelle der Inspiration und schreibt dieses gesellschaftliche Erlebnis aus Gesang, Tanz und Pantomime thematisch ein, wobei ihn besonders die Kostüme und märchenhafte Bühnengestaltung interessieren.

    Eine reduzierte bühnenhafte Inszenierung, die Darstellung opulenter Stoffe -beides gekonnt durch nur wenige Pinselstriche lesbar- ist ein wiederkehrendes Element im Werk des Künstlers. Während die Tradition der Geisha-Kultur sich unter anderem durch das starke Schminken des Gesichts auszeichnet, was eine fast maskenhafte Wirkung hervorruft, zeigt sich das Motiv des „assoziativen Gesichts“ ebenfalls als absolutes Wiedererkennungsmerkmal in Lars Teichmanns Oeuvre. Dieser eindrucksvolle Ansatz einer doppelten Einschreibung der weißen „Leerstelle“ der Gesichter unterstützt die ikonografische Lesbarkeit der Werke. Er selbst beschreibt diesen Ausdruck als wichtigen Moment seines Arbeitens, da eine jede Figur auch ohne das minutiöse Ausarbeiten der Gesichtszüge deutlich Stimmung, Haltung und Atmosphäre vermittle. Wie die Darsteller auf einer Bühne zeigen sich die gesichtslosen Personen, treten nicht nur mit dem Betrachter in eine geheimnisvolle Kommunikation, sondern nehmen auch über den Ausstellungsraum hinweg Kontakt untereinander auf.

    Installation views: Credits Eric Tschernow

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