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›Glanz & Gloria‹ 07/12/2019—02/03/2020

›Glanz & Gloria‹ 07/12/2019—02/03/2020

 

Konstanz 07/12/201902/03/2020

Die Patterns von Jirka Pfahl üben vom ersten Moment an eine magische Anziehungskraft auf den Betrachter aus: sie sind schlicht, elegant, zeitlos. Es sind häufig monochrome, manchmal mit farbigen Teppichdrucken versehene Papiere, die der Künstler in raffinierte Faltungen verwandelt. Veredelt werden seine Objekte durch handgefertigte Rahmen mit Museumsglas, was dafür sorgt, dass man meint, in die Faltung hineingreifen zu können. Die Schönheit der Papierreliefs offenbart sich augenblicklich: ein Muster, eine Berglandschaft, eine Ruhequelle, die plastisch im Raum wirkt und die ideale Ergänzung zu den Leinwandarbeiten von Lars Teichmann darstellt.
Jede seiner Arbeiten gibt es nur einmal – die analogen Faltungen I bis X jeweils einmal in
monochrom schwarz und in monochrom weiß. Pfahls Faltungen generieren sich nach einer mathematisch-logischen Ordnung. Angelehnt an die Brute-Force Methode, bei der einer
Verschlüsselung mit schierer Rechenleistung zu Leibe gerückt wird. Der Künstler startet also eine Suche, welche befreiend und erschöpfend zugleich die mannigfaltigsten Möglichkeiten seiner Arbeitsweise auslotet. Durch das Abtasten der Varianten findet er in den Bereichen Informatik, Kryptologie und Spieltheorie immer neue Kreationen.
Die Faltungen von Jirka Pfahl werden analog – also von Hand – gefaltet. Mithilfe eines Java Programmes (Programmierung von Nick de Hoog) untersucht der Künstler mittlerweile die möglichen Flächen mit Hilfe von Algorithmen.


Lars Teichmann erschafft großformatige Leinwände, die eine Sehnsucht hervorrufen, welche man als Betrachter nicht gleich versteht, aber körperlich spüren kann. Wie ein Magnet wird man von bekannten Sujets angezogen, die nicht nur eine monumentale Schönheit ausstrahlen, sondern auch nostalgische Emotionen wecken. Bei näherer Betrachtung kann man dieser Anziehung einen Namen geben: der Künstler bannt vertraute Bildmotive und kollektive Erinnerungsbilder klassizistischer Portraits und französischer Salonmalerei des 19. Jahrhunderts auf die Leinwand, um sie gleich wieder zu verfremden und zu aktualisieren. Formen werden vereinfacht, Bildkonstruktionen aufgelöst und Farben expressiv verändert.
Lars Teichmann hinterfragt unsere gegenwärtigen Rezeptionsgewohnheiten und weckt mit seinen wirkungsstarken Kompositionen Erinnerungen und Assoziationen. Durch die
Neuerfindung des Sujets durch den Künstler erfährt der Betrachter eine Neuentdeckung
herkömmlicher Gefühle auf einer neuen Bedeutungsebene. Die Portraits der dargestellten charismatischer Personen gewinnen an Bedeutung, ihre Betrachtung erschafft eine geistige und gedankliche Freiheit, Macht und Würde der Porträtierten lassen sich erahnen und ihre Anmut und Ausstrahlung rufen neue Gefühle wach.
Lars Teichmann interpretiert die großen klassischen Themen der Portraitmalerei neu, indem er sich an der Grenze zur Abstraktion bewegt, sich des Überflüssigen enthält und zugunsten der Komposition auf Details verzichtet.
Teichmanns Figuren sind vertraut, aber doch fremd. Diese Verfremdung lang vertrauter Sujets ist genau das, was beim Betrachter eine nostalgische Sehnsucht auslöst – der Wunsch nach Altbewährtem und das Verlangen nach etwas Neuem.

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