Warum ein Kunstwerk in der Galerie dasselbe kostet wie im Atelier – und wieso das vollkommen gerechtfertigt ist

Warum ein Kunstwerk in der Galerie dasselbe kostet wie im Atelier – und wieso das vollkommen gerechtfertigt ist

Ein Plädoyer für die oft unsichtbare, aber unverzichtbare Arbeit von Galerien

 

Kunst ist keine Supermarktware – und Galerien sind keine reinen Verkaufsflächen. Dennoch hören wir immer wieder dieselbe irritierende Frage, mal zwischen den Zeilen, mal direkt:  ›Wieso kostet das Werk in der Galerie dasselbe wie im Atelier?‹

Tatsächlich ist das eines der größten Missverständnisse in der Kunstwelt – und es wird Zeit, das einmal deutlich und differenziert klarzustellen.

 

Die Galerieprovision – ein fairer Anteil, kein Luxusproblem

Beginnen wir mit dem Aspekt, der viele beschäftigt: Der Verkaufsanteil einer Galerie. Ja, es ist üblich, dass die Galerie bei einem Verkauf eine Kommission erhält. Und nein, das ist kein Zeichen von Gier – sondern das Ergebnis von harter Arbeit, hohem Risiko und einem komplexen Netzwerk aus Erfahrung, Expertise und Engagement.

Galerien wie wir leisten weit mehr als Kunst ›auszustellen‹. Wir beraten, kuratieren, organisieren, vernetzen, verkaufen und begleiten – oft über viele Jahre hinweg. Und das nicht nur für ein Werk oder eine Ausstellung, sondern für ein ganzes Künstlerprofil. Diese Arbeit ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch finanziell aufwändig. 

Im Klartext: Messebeteiligungen kosten schnell fünfstellige Beträge – für Stand, Aufbau, Logistik und Personal. Das Risiko? Trägt die Galerie. Ausstellungen bedeuten Raumkosten, Löhne, Technik, PR, Grafik, Versand, Auf- und Abbau. Das meiste davon zahlt die Galerie oft vor. Kataloge & Publikationen entstehen nicht aus Luft und Liebe, sondern aus professioneller Gestaltung, Redaktion und Druckkosten. Kunstberatung & Verkauf sind keine Spaziergänge: Kunden gewinnen und langfristige Bindungen bedeutet Beziehungsarbeit, Fachwissen, Verhandlungsgeschick und oft Geduld.

 

Der Preis bleibt gleich – aus Prinzip

Denn sobald Künstler anfangen, Galerien zu unterbieten, sägen sie an dem Ast, auf dem sie sitzen. Es zerstört das Vertrauen in ein konsistentes Preissystem, schädigt den Sekundärmarkt und untergräbt die Glaubwürdigkeit – für Künstler und Galerie gleichermaßen. Deshalb gilt bei uns – wie in jeder professionellen Galerie: Der Preis eines Kunstwerks ist der gleiche, egal ob es in der Galerie oder im Atelier verkauft wird. Ein Kunstwerk verändert seine Beschaffenheit (und seinen Wert!) ja nicht dadurch, dass es an einem anderen Ort präsentiert wird.

Kunstpreise basieren auf Qualität, Marktwert und Positionierung – nicht auf der Marge. Die Galerie sichert die Marktstabilität und trägt wesentlich dazu bei, dass ein Werk überhaupt als sammelwürdig, als investierbar, als kunsthistorisch relevant wahrgenommen wird. Und das kann kein Atelierbesuch allein leisten.

Fazit: Die Galerie ist kein Zwischenhändler – sie ist Mitgestalterin. Der Mythos von der Galerie als bloßem Mittler ist längst überholt. Galerien wie wir sind keine Zwischenstationen auf dem Weg von der Staffelei zum Wohnzimmer. Wir sind aktive Teilnehmerinnen am Kunstmarkt, Motoren für Sichtbarkeit, Qualitätssicherung, Diskursbildung und Marktwert. Und dafür stehen wir – mit unserem Einsatz, unserer Expertise und unserem Risiko.

Wer sich fragt, warum ein Werk in der Galerie nicht teurer oder günstiger ist als im Atelier, stellt die falsche Frage.

Die richtige lautet: Was macht dieses Werk so außergewöhnlich und wertvoll, dass es überhaupt in einer professionellen Galerie vertreten ist?

Denn was wir bieten, ist nicht nur Raum – sondern Relevanz.

 

 

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