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›Verwurzelt‹ 30/05/2020—11/07/2020

›Verwurzelt‹ 30/05/2020—11/07/2020



Konstanz 30/05/2020—11/07/2020

Betrachtet man das für die Ausstellung ›Verwurzelt‹ titelgebende Bild des Münchner Künstlers Jan Davidoff, denkt man fast unwillkürlich an die (fälschlicherweise) Johann Wolfgang von Goethe zugesprochene Sentenz von den Wurzeln und Flügeln, die ein Mensch braucht, um ein glückliches Leben führen zu können. Der Baum, von dessen Wurzeln aus der Betrachter perspektivisch nach oben gelenkt wird, gleicht einer Verbindung zwischen Himmel und Erde. Sein Geäst, das feingliedrig nach oben und zur Seite wächst, vermengt sich mit der ihn umgebenden Baumkrone. Der Blick des Betrachters wird dabei geleitet von einer Vielzahl an Anhaltspunkten, die das Auge an unerwartete Orte lenken. Koordinaten in Form von Glanzlichtern und Punkten, kleine Löcher und Ritzen, durch die das Licht hindurchschimmert, Linienstränge und Verästelungen lassen Abstraktion und Figürlichkeit ineinander verschmelzen. Dies ist vor allem auf die Technik des Malers zurückzuführen, der mit dieser Gegensätzlichkeit spielt, indem er nur auf den ersten Blick Realitäten darstellt, die aber schnell von vielen subjektiven Schichten überlagert werden. Die Arbeiten Jan Davidoffs, denen meist Fotografien als Grundlage dienen, entstehen mithilfe unterschiedlicher Techniken, mit Farben, Beizen, Lacken auf verschiedenen Trägermaterialien, in etwa auf Leinwand oder Messingplatten, wobei das Dargestellte auf mannigfaltige Weise verfremdet wird. Die auf diese Weise im Kopf des Betrachters erzeugten Gebilde werden bei jedem Blick neu aufgelöst, neu gruppiert und verweisen so immer wieder auf das große Thema das Malers: die Natur und die Spuren, die der Mensch in ihr hinterlässt. Dass der Mensch hierbei weniger als Individuum, sondern in seinem Agieren als gemeinschaftliches Wesen erscheint, kommt vor allem in den Arbeiten mit Menschenmassen zum Ausdruck. Auch hier wird schnell deutlich, dass der Einzelne in immer neuen Konstellationen hervortritt - steht er in einem Augenblick durch das Farbspiel im Vordergrund, erscheint er im nächsten längst überlagert von anderen oder löst sich sogar im Zusammenspiel abstrakter Formen ganz auf. Natur- und Menschendarstellungen stehen im Werk Davidoffs häufig im Zentrum, stellen dabei aber keineswegs einen Gegensatz dar, sondern sind Teile eines Ganzen. Die im 21. Jahrhundert fast nur noch als Kulturlandschaft vorhandene, von Menschen geformte und gebändigte Natur zeigt durch ihre menschengeschaffenen Widersprüche das, was Jan Davidoff in seiner Arbeit immer wieder fasziniert. Nicht zuletzt entspringt dieser Faszination die Analogie zum menschlichen Dasein, wie es sich in ›Verwurzelt‹ zeigt.

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