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›Speculations_Simulations‹ 20/11/2020—30/04/2021

›Speculations_Simulations‹ 20/11/2020—30/04/2021

 

Frankfurt 20/11/2020—30/04/2021

In ihrer 50. Ausstellung zeigt Lachenmann Art die surreal-konstruktivistische, digital konzipierte Ölmalerei des albanischen Künstlers Genti Korini. In der Ausstellung ›Speculations / Simulations‹  sind neben aktuellen Arbeiten einige frühere zu sehen, die seine künstlerische Entwicklung der letzten fünf Jahre auffächern und sein interdisziplinär und mehrsystemisch geprägtes Bildkonzept sichtbar machen.

Genti Korinis gemalten skulpturalen Objekte von Formen und Linien im Raum sind gänzlich abstrakt und lassen doch ihren architektonischen Ursprung erkennen. Geometrische Flächen, bautechnische Elemente und dreidimensionale Vektoren sind in senkrechten Konstellationen so aneinandergefügt, dass sie zusammenhängende Objekte ergeben. Allerdings widersetzen sich diese Gebilde in Struktur und Statik auf eigenwillige Weise dem real Möglichen und schweben losgelöst im Raum. Auf den ersten Blick wirken sie instabil, als könnten sie jeden Moment in sich zusammenstürzen. Dann wird jedoch die innere Spannung spürbar, von deren zentrierter Balance sie wie selbstverständlich gehalten werden.

Die einzelnen Bauteile der Objekte sind zumeist geometrische Formen wie Rechtecke, Rauten und Ellipsen, die in den dreidimensionalen Raum übersetzt und dann gekippt, gelegt, aneinander aufgehängt oder ineinander geschoben sind. Physikalische Grundkörper wie Zylinder und Pyramiden validieren diese neue Räumlichkeit der eigentlich zweidimensionalen Geometrien. Selbst Linien erhalten eine dritte Dimension und werden so zu Stangen oder Gerüsten. Schattenwürfe, Farbverläufe und Horizonte eröffnen Räume in die Bildtiefe hinein, die in ihrer farbreduzierten Erscheinung virtuelle, computergenerierte Szenografien anklingen lassen, den Cyberspace evozieren, wie Projektionen oder Hinterleuchtungen wirken. Die technisch-artifiziell anmutende Tönung des Raums verstärkt die klaren Farben der Objekte im Vordergrund. Manche scheinen zudem von unsichtbaren Lichtquellen außerhalb der Bildbegrenzungen angestrahlt zu werden, was sich in scharfkonturigen Schatten und korrespondierenden Lichtflecken zeigt. Auch Farbigkeit und Materialität der Objektelemente haben etwas Technisches an sich. Semitransparente und undurchlässige, neonfarbene und metallische, polychrom changierende und einfarbige Oberflächen reflektieren das Licht und dirigieren den Blick, halten ihn immer in Bewegung entlang der konstruierten Linienführung.

Der konzeptuelle Ausgangspunkt für Genti Korini ist die eklektische postkommunistische Architektur seiner Heimatstadt Tirana. Dort werden die scheinbar unendlichen stilistischen Möglichkeiten der neuen kreativen Gestaltungsspielräume mit viel individualistischer Motivation ausgelotet, was regelmäßig sehr ausgefallene Blüten treibt. Diese Architektur erkundet und dehnt die Grenzen des Denkbaren. Der besondere visuelle Charakter seines Umfelds als sichtbares Zeichen des systemischen und kulturellen Wandels ist die Quelle eines vielfältigen Farben- und Formenvokabulars. Es ist ein ergiebiger Fundus an Bauteilen und Materialien, die der Künstler am Computer digital abstrahiert und in eigenen Bildkonstruktionen verbaut. Auf der Basis der objektiven Kalkulation des Computers schafft er dann die mittel- bis großformatigen Ölgemälde, die er gegenüber den digitalen Skizzen in seiner subjektiven Handschrift noch einmal mehr ausentwickelt. Die gemalten Objekte sind technisch berechnet und könnten somit theoretisch räumlich umsetzbar sein, entzögen sich im realen Raum durch physikalische Gegebenheiten wie Schwerkraft, Masse und Gewicht jedoch wieder einer praktischen Realisationsfähigkeit. — Kristina von Bülow

Aus der albanischen Hauptstadt stammend, ist die sich rasch entwickelnde Ideologie in der Architektur Tiranas in Verbindung mit einer bemerkenswerten Mischung aus historischen Stilen und kommunistischen Wahrzeichen eine wichtige visuelle Inspiration für das Werk des Künstlers. Aus diesem reichen Fundus an Elementen und Materialien entstehen Genti Korinis abstrakte Konstruktionen mit vielfältigen Merkmalen, die er in einzelne Komponenten zerlegt, die er dann digital wieder zusammensetzt, um sie schließlich in gemalter Form zu rekonstruieren. 

Indem er die Sprache der modernistischen Abstraktion verwendet, um die Grenzen geometrischer Flächen und Elemente in seinen Werken zu erforschen und zu manipulieren, schafft Genti Korini grenzenlose Dimensionen. Skulpturale und geometrische Komponenten, scheinbar in Bewegung, bilden ein Ganzes. Die lebhaften Objekte in seinen Werken, die sich durch scharf konturierte Schatten manifestieren, bilden den Rahmen offener Kompositionen, die ihre potentielle Bewegung durch ein zentriertes Gleichgewicht zu stabilisieren suchen. Die visuelle Vorstellungskraft des Künstlers erlaubt es ihm, neue Ideen zu formen und sie auf der Leinwand festzuhalten. 

Genti Korinis gemalten skulpturalen Objekte von Formen und Linien im Raum sind gänzlich abstrakt und lassen doch ihren architektonischen Ursprung erkennen. Geometrische Flächen, bautechnische Elemente und dreidimensionale Vektoren sind in senkrechten Konstellationen so aneinandergefügt, dass sie zusammenhängende Objekte ergeben. Allerdings widersetzen sich diese Gebilde in Struktur und Statik auf eigenwillige Weise dem real Möglichen und schweben losgelöst im Raum. Auf den ersten Blick wirken sie instabil, als könnten sie jeden Moment in sich zusammenstürzen. Dann wird jedoch die innere Spannung spürbar, von deren zentrierter Balance sie wie selbstverständlich gehalten werden.

Genti Korini wurde 1979 in Tirana in Albanien geboren, wo er heute auch lebt und arbeitet. Die ersten Jahre seines Kunststudiums absolvierte er in der für ihre Kunstakademie und aktive künstlerische Gemeinschaft bekannten rumänischen Stadt Cluj, bevor er für den Masterabschluss nach Tirana zurückkehrte. Nach Einzelausstellungen in Albanien, Rumänien, Dänemark, Großbritannien und den USA ist diese nun Genti Korinis erste in Deutschland. Er ist mit seinen Arbeiten bereits in einer Reihe privater und öffentlicher Sammlungen vertreten. 

 

Installation views: Credits Eric Tschernow

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