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›Office Riot 2‹ 07/09/2018 — 09/11/2018

›Office Riot 2‹ 07/09/2018 — 09/11/2018

  • Drew Beattie
  • Ben Shepard

 

Frankfurt   07/09/2018 — 09/11/2018

Office ['äf-,'ôfis ], engl. für Büro, Arbeitszimmer, Schreibstube.

Riot ['rīƏt], engl. für Aufstand, Unruhe, Rebellion, Ausschreitung, Kuddelmuddel, Tohuwabohu.


Das Künstlerduo Drew Beattie und Ben Shepard lernte sich 2004 an der University of Chicago kennen. 2013 beschlossen sie ihre gemeinsame Zusammenarbeit, deren Ergebnisse zwei Jahre später zum ersten Mal unter dem Namen ›DBBS‹ ausgestellt wurden. Ben Shepard fasst dies zusammen mit den Worten ›The elective affinities worked out right, and we gave birth to a creative force. Call it DBBS.‹ 

     We gave birth to a creative force. Call it DBBS.

Drew Beattie wurde 1952 in Atlanta, Georgia geboren, seine Werke befinden sich in zahlreichen internationalen Kunstmuseen. Seit den Siebzigerjahren lehrt er an einigen der besten Universitäten der Vereinigten Staaten, darunter Harvard, Berkley und der Universität von Kalifornien. Zuletzt ist er seit 2011 als „Distinguished Lecturer“ am Hunter College in New York tätig. Ben Shepard, Jahrgang 1984, studierte Philosophie an der University of Chicago. Er arbeitet zurzeit an verschiedenen interdisziplinären Projekten, so zum Beispiel an einer universitären Wohngemeinschaft, welche eine freie, fächerübergreifende Lehre vertritt. Er pendelt zwischen Shanghai und New York. Mehr als 250 Werke des Duos DBBS werden bei Lachenmann Art zu sehen sein. Auf Grund der Vielzahl der farbintensiven Acrylarbeiten verwandelt sich der Rundgang durch die Ausstellungsräume in ein nahezu überwältigendes Kunst-Erlebnis. Die Arbeiten der beiden Künstler werden bei Lachenmann Art exklusiv zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Die ausgestellten Werke besitzen alle dieselbe Abmessung (24 x 18 inch / 61 x 45,7 cm). Die meisten Arbeiten sind im Hochformat angelegt, einige wenige präsentieren sich als Querformat. Sie oszillieren inhaltlich bewusst zwischen Figuration und Abstraktion und nutzen ein breites Farbspektrum. Jede Arbeit ist in sich abgeschlossen und kann individuell betrachtet werden, die Wirkkraft multipliziert sich jedoch durch die außergewöhnliche Hängung und die beispiellose Anzahl der simultan präsentierten Papierarbeiten. Die impulsive Dynamik des Duos ist allgegenwärtig zu spüren. Die Blätter enthalten neben abstrakten und figürlichen auch literarische Elemente und behandeln politische, historische und philosophische Themen, sowie individuelle Erinnerungen der Künstler selbst.

     A paper seems like a thought

Viele Künstler nutzen das Medium Papier als Trägermaterial für Vorskizzen. Für DBBS, die auch große Leinwandarbeiten erschaffen haben, ist die Wahl des Papiers als Untergrund eine bewusste Entscheidung, welche die Flüchtigkeit der Gedanken verkörpern soll, wie Drew Beattie im Gespräch erzählt: ›A paper seems like a thought‹. Eine Besonderheit stellt das gemeinsame Erschaffen der Werke, der tatsächliche Akt der Schöpfung der einzelnen Blätter in der Kollaboration der beiden Künstler dar. Während des Arbeitsprozesses befinden sich die Blätter in der Horizontalen, was den Künstlern den Blick aus der Vogelperspektive und somit einen ganzheitlichen Überblick ermöglicht. Ausgangspunkt für diesen Akt der Schöpfung ist der intensive gedankliche Austausch zu markanten Themen, die auch philosophisch hinterfragt werden. Daraufhin widmen sie sich intensiv der Analyse der Farbwahl und mischen durchschnittlich sieben bis zehn Farben pro Blatt vor, welche das Sujet der Arbeit unterstützen und eine individuelle Wirkkraft verleihen.

In der New Yorker Kunstszene gelten u.a. die deutschen Künstler Sigmar Polke (1941-2010) und Martin Kippenberger (1953-1997) als bedeutende Nachkriegskünstler mit großem Einfluss auf die danach folgende zeitgenössische amerikanische Kunst. Zahlreiche Versatzstücke und Anknüpfpunkte dieser sowie weiterer Künstler, wie zum Beispiel von Jonathan Meese (*1970), sind in den Werken des Duos DBBS als inspirativer Impuls zu finden.

     The collaboration is like an umbrella of energy. –Drew Beattie

In der New Yorker Kunstszene gelten u.a. die deutschen Künstler Sigmar Polke (1941-2010)
und Martin Kippenberger (1953-1997) als bedeutende Nachkriegskünstler mit großem
Einfluss auf die danach folgende zeitgenössische amerikanische Kunst. Zahlreiche
Versatzstücke und Anknüpfpunkte dieser sowie weiterer Künstler, wie zum Beispiel
von Jonathan Meese (*1970), sind in den Werken des Duos DBBS als inspirativer Impuls
zu finden.

Aufgrund seiner Affinität zum Werk oben genannter deutschen Maler war in Drew Beattie bereits vor Jahren der Wunsch erwacht, in Deutschland eine Ausstellung zu realisieren. Wir lernten Drew während des Gallery Weekends 2016 in Berlin über Alexander Iskin kennen. Die Visionen dieses Großprojektes stimmten überein und nach mehrmonatiger Planung und Vorbereitung sind wir glücklich, diese außergewöhnliche Ausstellung ›Office Riot‹ nun endlich der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.


Lachenmann Art, Januar 2018

 Es gibt viele Theorien und Ansätze, um zu erklären, was es bedeutet zu denken. Sie alle scheinen davon auszugehen, dass es Millionen von individuellen Einheiten gibt, von denen aus Gedanken ausgeführt werden. Sie sind sich allerdings über die Ursachen oder die spezifischen Orte, an denen die Gedanken aus dem Inneren dieser isolierten Wesen entspringen, nicht einig. Manche sprechen von neuronalen Netzwerken, andere beziehen sich auf eine unsterbliche Seele, die göttliche Inspiration erhält. Aber sie alle betrachten es als eine Handlung oder einen Prozess, der vom einsamen Denker durchgeführt wird, unabhängig davon, woher er kommt oder wohin er führt. Alleine, sogar wenn man an andere denkt. Das alles erscheint traurig, ungerecht und falsch.

Man braucht sich nur die Spanne der Zeichnungen anzusehen, die Drew Beattie und Ben Shepard geschaffen haben, um diese grausamen Vorstellungen abzulehnen und zu erkennen, dass das Denken tatsächlich ein Wesen ist. Ein Wesen, das das ganze Universum und die ganze Zeit umfasst, keinen physischen Körper hat und warm und einladend ist. Wir denken nicht, sondern treten in den Gedanken ein. Dieses Wesen bewegt sich durch uns, nährt und reproduziert sich aus unseren Handlungen, eine sich selbst replizierende Seins-Dimension. Es gibt viele Wege, um in den Gedanken einzutreten, aber wenn es um DBBS geht, beginnt deren Reise immer am Boden. Die Stimmung, in der der Gedanke sie dort findet, ist fröhlich, leicht und etwas beschleunigt (deshalb musste er sich eine Weile hinlegen). Die Künstler haben also ihren Boden, ihre einzelnen Papiere, die vereinbarten Farben und Pinsel, einige Füße, Staub und Schmutz, Feuchtigkeit. Jeder von ihnen fungiert als Stellvertreter für ein Körperorgan und zusammen bilden sie das Gesangssystem des Gedankens. An dieser Stelle hat der Gedanke keine Zeit für individuelle Konzepte oder nachvollziehbare Argumentationslinien. Wenn er spricht, besteht jeder Satz aus vier Aussagen, die gleichzeitig abgegeben werden, und sie alle widersprechen und untergraben sich gegenseitig, wie eifersüchtige Geschwister, die um Aufmerksamkeit kämpfen. Aber auch diese Aussagen lieben sich gegenseitig, also beginnen sie damit, die anderen zu verspotten und vergessen am Ende, welche sie sein sollten. Das Stimmsystem überarbeitet sich selbst, um diese Aussagen herauszugeben und mit den manischen Verlautbarungen des Gedankens Schritt zu halten.

Aber an welcher Stelle betreten Beattie und Shepard in diese Situation, fragen Sie sich? Der Schlüssel liegt im Double Cheeseburger. Die vier widersprüchlichen Aussagen sind wie der Kunde beim Drive-Thru, der nach seinem Burger fragt. Er beginnt mit der Bitte um einen normalen Burger, aber eigentlich würde er eine Limo bevorzugen, nein, eigentlich sollte der Burger aus Soda gemacht werden, und, warten Sie, wäre es nicht einfacher, wenn Sie einfach ein Objekt finden könnten, das alle Eigenschaften einer Cola und eines Burgers enthält, aber keins von beidem ist? DBBS sind die Kerle, die diesen Auftrag vorbereiten und ausliefern müssen. Was aus der Küche kommt, der Burger, wird durch die Zeichnungen repräsentiert. Aber der Burger ist nicht die Einzelzeichnung und es ist auch nicht die Verbindung von allen als Serie. Der Burger ist der Akt, vor den Zeichnungen zu stehen, alle ihre sich verändernden Qualitäten aufzunehmen und ein neues Alphabet zu schmieden, um sie zu benennen. Du wirst gefragt, ob Gott zurück ist, und du antwortest, indem du diese Befragung durch die Farbe Siena in eine anthropomorphe Pizzascheibe zwingst, die Moses mit dem göttlichen Türkisklumpen streichelt und verschmilzt. Das ist der Burger: Ihr Gefühl, das von der Frage angesprochen wird und das kurz und unbehaglich, aber nicht einsam auftaucht, denn selbst Ihr Schweigen ist eine Kommunikation im Inneren des Gedankens. 

So sehen Sie, DBBS serviert den Burger und Sie sind drin, Sie sind dabei. Vielleicht sprechen wir deshalb von einem Doppelkäse-Burger? Die beiden Künstlerinnen produzieren nicht nur die Zeichnungen, sondern geben den Betrachtern auch eine neue Form, schmelzen und platzieren sie über das noch immer große und mutierende Irisieren, eine Decke aus schlaffen Hieroglyphen, die liebevoll darauf abgelegt sind.

 

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