Genti Korini

Genti Korinis gemalten skulpturalen Objekte von Formen und Linien im Raum sind gänzlich abstrakt und lassen doch ihren architektonischen Ursprung erkennen. Geometrische Flächen, bautechnische Elemente und dreidimensionale Vektoren sind in senkrechten Konstellationen so aneinandergefügt, dass sie zusammenhängende Objekte ergeben. Allerdings widersetzen sich diese Gebilde in Struktur und Statik auf eigenwillige Weise dem real Möglichen und schweben losgelöst im Raum. Auf den ersten Blick wirken sie instabil, als könnten sie jeden Moment in sich zusammenstürzen. Dann wird jedoch die innere Spannung spürbar, von deren zentrierter Balance sie wie selbstverständlich gehalten werden.

Genti Korini wurde 1979 in Tirana in Albanien geboren, wo er heute auch lebt und arbeitet. Die ersten Jahre seines Kunststudiums absolvierte er in der für ihre Kunstakademie und aktive künstlerische Gemeinschaft bekannten rumänischen Stadt Cluj, bevor er für den Masterabschluss nach Tirana zurückkehrte. Nach Einzelausstellungen in Albanien, Rumänien, Dänemark, Großbritannien und den USA ist diese nun Genti Korinis erste in Deutschland. Er ist mit seinen Arbeiten bereits in einer Reihe privater und öffentlicher Sammlungen vertreten. — Kristina von Bülow

Photo: cutresy of the Artist

Verfügbare Arbeiten

Genti Korini: ›Speculations/Simulations‹ | Galerie Lachenmann Art

›Speculations/Simulations‹ - Genti Korini

Die einzelnen Bauteile der Objekte sind zumeist geometrische Formen wie Rechtecke, Rauten und Ellipsen, die in den dreidimensionalen Raum übersetzt und dann gekippt, gelegt, aneinander aufgehängt oder ineinander geschoben sind. Physikalische Grundkörper wie Zylinder und Pyramiden validieren diese neue Räumlichkeit der eigentlich zweidimensionalen Geometrien. Selbst Linien erhalten eine dritte Dimension und werden so zu Stangen oder Gerüsten. Schattenwürfe, Farbverläufe und Horizonte eröffnen Räume in die Bildtiefe hinein, die in ihrer farbreduzierten Erscheinung virtuelle, computergenerierte Szenografien anklingen lassen, den Cyberspace evozieren, wie Projektionen oder Hinterleuchtungen wirken. Die technisch-artifiziell anmutende Tönung des Raums verstärkt die klaren Farben der Objekte im Vordergrund. Manche scheinen zudem von unsichtbaren Lichtquellen außerhalb der Bildbegrenzungen angestrahlt zu werden, was sich in scharfkonturigen Schatten und korrespondierenden Lichtflecken zeigt. Auch Farbigkeit und Materialität der Objektelemente haben etwas Technisches an sich. Semitransparente und undurchlässige, neonfarbene und metallische, polychrom changierende und einfarbige Oberflächen reflektieren das Licht und dirigieren den Blick, halten ihn immer in Bewegung entlang der konstruierten Linienführung.

Der konzeptuelle Ausgangspunkt für Genti Korini ist die eklektische postkommunistische Architektur seiner Heimatstadt Tirana. Dort werden die scheinbar unendlichen stilistischen Möglichkeiten der neuen kreativen Gestaltungsspielräume mit viel individualistischer Motivation ausgelotet, was regelmäßig sehr ausgefallene Blüten treibt. Diese Architektur erkundet und dehnt die Grenzen des Denkbaren. Der besondere visuelle Charakter seines Umfelds als sichtbares Zeichen des systemischen und kulturellen Wandels ist die Quelle eines vielfältigen Farben- und Formenvokabulars. Es ist ein ergiebiger Fundus an Bauteilen und Materialien, die der Künstler am Computer digital abstrahiert und in eigenen Bildkonstruktionen verbaut. Auf der Basis der objektiven Kalkulation des Computers schafft er dann die mittel- bis großformatigen Ölgemälde, die er gegenüber den digitalen Skizzen in seiner subjektiven Handschrift noch einmal mehr ausentwickelt. Die gemalten Objekte sind technisch berechnet und könnten somit theoretisch räumlich umsetzbar sein, entzögen sich im realen Raum durch physikalische Gegebenheiten wie Schwerkraft, Masse und Gewicht jedoch wieder einer praktischen Realisationsfähigkeit.

So ist auch der Titel der Ausstellung, ›Speculations / Simulations‹ , ein Indikator der rein theoretischen Physikalität der Objekte und des Raums, in dem sie sich befinden: Sie spekulieren über Raum, sie simulieren Architektur. Sowohl Spekulation als auch Simulation sind theoretische, vorpraktische Prozesse, die noch ergebnisoffen sind, aber innerhalb eines gegebenen Frameworks und mit vorhandenen Elementen arbeiten. Genti Korinis künstlerisches Konzept basiert auf den drei aufeinander bauenden Ebenen Architektur, Computer und Malerei, die er fließend miteinander verbindet und so die unendlichen Möglichkeiten der Postmoderne und Gegenwart spielerisch erforscht. In seinen abstrakten Konstruktionen splittert er ein facettenreiches Stadtbild in viele Einzelteile auf, setzt sie digital wieder zusammen und konstruiert sie schließlich in gemalter Form neu. Diese surrealen Architektur-Objekte sind Kommentar und Hommage zugleich. - Kristina von Bülow

Impressionen

Genti Korini Galerie Lachenmann Art
Genti Korini Galerie Lachenmann Art
Genti Korini Galerie Lachenmann Art
Genti Korini Galerie Lachenmann Art
Genti Korini Galerie Lachenmann Art